Zuhause auf den Gipfeln des Unterengadins
Marco Steinemann
Vom Bauzeichner zum passionierten Bergführer
Als Kind und Jugendlicher verbrachte Marco viele Stunden in den Bergen und auf den Skipisten. Bereits in seiner Kindheit schätze Marco die Vielseitigkeit des Unterengadin und die verschiedenen Sportmöglichkeiten. Genau diese Vielseitigkeit prägten auch Marcos Jugend durch das Betreiben verschiedener Skisportarten. So nahm er an unterschiedlichen Wettkämpfen teil, unter anderem an alpinen Skirennen, an Freestyle und Freeride Events. Während seiner Lehre als Bauzeichner hat Marco bereits gemerkt, dass er nicht sein Leben lang im Büro arbeiten möchte. Nach seiner Lehre arbeitete Marco als Seilbahnmonteur und Höhenarbeiter. In dieser Zeit war Marco in verschiedenen Ländern tätig, unter anderem in den USA, in Italien oder Frankreich. Als Seilbahnmonteur war Marco jeweils von Mai bis November tätig. Zum Ausgleich hat er sich im Winter jeweils frei genommen und ist seinem liebsten Hobby, dem Skifahren, nachgegangen. Die letzte Bahn, welche er montierte, war die Sesselbahn in seinem Heimatdorf Ftan und so schloss sich der Kreis für ihn.
Das Schöne an meinem Beruf ist die Abwechslung zwischen den Jahreszeiten, im Winter stehen die Skitouren im Fokus und im Sommer das Klettern. Diese Abwechslung ist das, was ich enorm schätze.
Marco Steinemann
Faszination Bergsport
Bergsteigen ist für jeden geeignet und genau dies ist die Herausforderung für Marco: Die passende Tour für den passenden Gast auszuwählen, damit dieser am Ende des Tages zufrieden und sicher nach Hause zurückkehrt. Der Bergführer ist heute mehr als nur der Bergführer, er ist auch Coach und Mentaltrainer. «Als Bergführer müssen wir den Gästen das Vertrauen zu ihnen selbst geben, damit sie die jeweilige Herausforderung im Gelände meistern können.» so Marco. Das Klettern hat sich in den letzten Jahren nicht unwesentlich verändert, das Gästeverhalten hingegen schon. Die Gäste wissen viel mehr über die Natur und die Region und als Bergführer kann Marco ihnen diese noch näherbringen.
Ich bin gerne in der Natur, insbesondere in meiner Heimat dem Unterengadin und arbeite gerne mit Menschen zusammen. Was gibt es also Schöneres?
Marco Steinemann
Auf Skitour mit Marco Steinemann auf den Minschun Pitschen
Es ist morgens um 8.30 Uhr und Marco begrüsst seine zwei Gäste bei der Talstation der Bergbahnen Scuol. «Was sind denn die Erwartungen an die heutige Skitour?» fragt Marco seine Gäste. Paul möchte einfach eine schöne Skitour machen und einen gemütlichen Tag in der Natur verbringen. Stefan aus Zürich ist 60 Jahre alt und hat von seinen Kindern eine neue Skitourenausrüstung erhalten, welche er nun testen möchte. Beide gehen regelmässig auf Skitouren. Marco gibt das Ziel der heutigen Skitour bekannt: Der «Minschun Pitschen» auf knapp 2927 m ü. M. Die Tour startet im bei der Talstation im Skigebiet in Scuol. Die ersten 1300 Höhenmeter können mithilfe der Bergbahnen überwunden werden. Der erste Anstieg beginnt zwischen Mot da Ri und Compatsch in Richtung Piz Minschun und Piz Oscar. Unterwegs gibt Marco immer wieder hilfreiche Tipps, er fragt die zwei: «Wie merkt man bereits bei einem Aufstieg, ob das Gelände steiler als 30 Grad ist und somit eine gewisse Vorsicht mit dem Umgang mit Lawinen geboten ist? «Indem man den Aufstieg mithilfe von Spitzkehren überwinden muss», so Marco zu seinen Gästen.
Nach dem ersten Aufstieg erklärt Marco die verschiedenen Berge in der Nähe. Nach einer herrlichen Abfahrt durch den Tiefschnee beginnt der zweite Aufstieg und führt durch die Chavigliadas zum Minschun Pitschen. Auf dem Gipfel ist es Zeit für die Mittagspause und den obligaten Eintrag ins Gipfelbuch. Die rund einstündige Abfahrt führt durch das Val Tasna zwischen Ardez und Ftan. Dort angekommen, steht der von Marco organisierte Apéro schon bereit. Marco, Stefan und Paul lassen den Tag gemütlich Revue passieren und ausklingen. Ein rundum perfekter Tag für die Gäste und Marco selbst. Das Unterengadin ist der ideale Ausgangspunkt für verschiedene Skitouren – sei es für Anfänger oder Fortgeschrittene.
Im Sommer auf Hochtouren im Alpenraum und im Klettergarten von Ardez
Im Sommer ist Marco mit seinen Gästen eher auf Hochtouren unterwegs. Einer seiner Lieblingsberge ist der Piz Linard. Als Ausgangspunkt für die Besteigung des Piz Linard dient die Chamonna Linard CAS. Zu dieser Hütte hat Marco eine spezielle Beziehung. Die Hütte wird von den Mitgliedern der SAC-Sektion Engiadina Bassa Val Müstair ehrenamtlich bewirtet. In seiner Kindheit hat seine Mutter diese Hütte bewirtet und so war er bereits als Kind oft in der Chamonna Linard CAS.
Mein persönliches Ziel ist es, den Alpenbogen noch besser kennenzulernen. Wir haben die schönsten Berge vor der Haustüre, dafür muss man nicht unbedingt in den Himalaja.
Marco Steinemann
Engagement für die lokale SAC Sektion Engiadina Bassa Val Müstair und die Bergsportjugend des Unterengadins
Marco selbst ist ausserdem Vorstandsmitglied der SAC-Sektion Engiadina Bassa Val Müstair, der einzig romanisch sprechenden Sektion der Schweiz. Für Marco ist Klettern eine Trendsportart geworden, immer mehr Menschen klettern Indoor in Hallen und möchten dieses Erlebnis nun in den Bergen ausprobieren.
Das Unterengadin liegt ihm am Herzen – so hat er die letzten Jahre viel Zeit und Energie in die Sanierung des Klettergartens unterhalb von Ardez investiert. Neben der Ausbesserung der bestehenden Routen, hat Marco neue Routen erschlossen. Das Angebot möchte Marco laufend ausbauen. Die Berge und das Klettern sind seine Leidenschaft und diese gibt Marco den Kindern als JO Chef des SAC-Sektion Engiadina Bassa Val Müstair weiter. Mit den Jugendlichen, welche zwischen 10 und 21 Jahre alt sind, ist Marco während des ganzen Jahres unterwegs. Neben dem Bergsport sind das Biken, die Jagd und Punk Rock-Konzerte Hobbies von Marco, in welchen er einen Ausgleich findet.
Bergsteigerschule Grischa
Während seiner Ausbildung zum Bergführer war Marco als Aspirant in der Bergsteigerschule Grischa tätig. Nach der Ausbildung konnte er sich an der Firma beteiligen. Jeder der fünf Inhaber hat eine Region im Kanton Graubünden, welche er abdeckt. Sie sind die jeweiligen Fachspezialisten in ihrer Region. Seine Gäste möchten einen lokalen Guide und durch die Bergsteigerschule kann dies auch angeboten werden.
Für mich und die Bergsteigerschule Grischa steht der nachhaltige Gedanken im Vordergrund, deshalb bietet jeder von uns die Touren in seiner Region/Heimat an.
Text: Sven Berchtold
Bilder: Andrea Badrutt, Claudio Daguati