Mit Sophia unterwegs.

Winterzauber am Ofenpass

Winterzauber am Ofenpass
Als Kontrastprogramm zu Schnipo auf der Terrasse, vollen Gondeln und lautem Aprés-Ski gibt es nichts Schöneres als eine gemütliche Schneeschuhtour durch die tiefverschneite Landschaft an der Grenze zum Schweizerischen Nationalpark.

Es ist bereits nach 9.30 Uhr als wir die Haltestelle Buffalora am Ofenpass erreichen, das Thermometer zeigt aber erst frostige -20 °C an. Der wolkenlose Himmel verspricht einen traumhaften Wintertag, wir müssen uns nur noch etwas gedulden. Das Anziehen der Schneeschuhe fällt mit und ohne Handschuhe etwa gleich schwer, doch schliesslich sind wir bereit für den Aufstieg, der die kalten Füsse, Hände und das noch leicht verschlafene Gesicht auf Betriebstemperatur bringen soll. Zunächst noch im Schatten geht es aufwärts zur Alp Buffalora und weiter durch dichten Wald zu einer kleinen Alp. Hier wird das Gelände flacher und die ersten Sonnenstrahlen zeigen sich. Der Neuschnee, der vorgestern gefallen ist, gleicht einem pulviregen Traum, die Stille ist vollkommen.

Verschneite Winterlandschaft

Der Temperatursprung ist sofort spürbar und mit der Sonne im Gesicht stapfen wir östlich am Munt Buffalora vorbei, betrachten dabei die Lawinenabgänge an dessen Hängen und queren die weite Ebene Jufplaun. Was man im Winter nicht ahnt: Unter der dicken Schneeschicht liegt ein weitläufiges Sumpfgebiet. Die wenigen Bächlein, die man zu dieser Jahreszeit noch sieht, sind jedoch alle gefroren und gut zu queren. Dieser wunderbare Neuschnee hat aber auch seinen Nachteil: Das Spuren kostet – vor allem mit kurzen Beinen – viel Kraft und langsam aber sicher kommen wir ins Schwitzen. Da kommt ein Schluck warmer Tee bei regelmässigen Trinkpausen gerade recht. Über die sonnenbeschienene Ebene steigen wir an kleinen Föhren vorbei, die nur noch ihre höchsten Äste aus der Schneedecke recken, hoch zum Döss dal Termel, einem winzigen Hügel, der uns als Rastplatz dienen soll. Die Aussicht auf den Munt Buffalora auf der einen Seite und dem Piz Daint auf der anderen Seite, lässt jedes Wintersportlerherz höher schlagen. Ausser uns ist kein Mensch zu sehen, wir haben dieses Winterparadies ganz für uns alleine.

Spuren im Schnee

Jetzt am Mittag ist die Temperatur ausserdem auf fast schon kuschelige -6° C gestiegen und mit der wärmenden Sonne im Gesicht lässt es sich gut im Schnee picknicken. Allzu lange möchten wir aber nicht verweilen, da die Tage jetzt im Dezember kurz sind und wir noch bei Tageslicht und möglichst viel Sonnenschein den Rückweg antreten möchten. So gehen wir am Fusse des Piz Daint zurück nach Norden, immer wieder ragen junge Bäume aus dem Schnee – fast so, als wollten sie die Sonne ebenfalls noch so lange wie möglich geniessen, bis der nächste Schneefall sie bis zum Frühling in den Winterschlaf schickt. Von unserem jetzigen Standpunkt haben wir eine wunderbare Aussicht auf die Ebene, die wir vorhin durchquert haben: Die Aua da Murtaröl schlängelt sich durchs Tal, dazwischen ist immer wieder unsere Spur zu sehen, über uns der stahlblaue Himmel.

Aua da Murtaröl

Die letzten Kilometer bis zur Passstrasse geht es nun stetig bergab, auf dem Aufstiegsweg durch den Wald. Nun treffen wir doch noch auf einige Menschenseelen, die entweder auf den Schneeschuhen oder Tourenski diesen traumhaften Wintertag ebenfalls genossen haben. Die Freude über das Erlebte steht allen ins Gesicht geschrieben – vermutlich sehen wir ebenso zufrieden aus, denn es war ein mehr als gelungener Auftakt in die Schneeschuhsaison!

Wichtig zu wissen:

  • Anreise: Mit dem Postauto (Ofenpasslinie) zur Haltestelle Buffalora. Einige wenige Parkplätze stehen neben dem Gebäude des Tiefbauamtes zur Verfügung.
  • Dauer: ca. 3.5 Stunden Wanderzeit (kann je nach Schneelage variieren)
  • Distanz: 10 Kilometer
  • Auf-/Abstieg: 400m/400m
  • Schwierigkeit: WT2
  • Alternative: Der Weg ist in beide Richtungen begehbar, die beschriebene Variante nutzt aber den Sonnenstand zu diversen Tageszeiten besser aus.
  • Ausrüstung:
    • Lawinenausrüstung
    • Schneeschuhe und Skistöcke
    • feste, warme Schuhe, warme und wetterfeste Kleidung sowie Handschuhe
    • Sonnenschutz
    • Notfallapotheke
    • genügend Trinkwasser und Verpflegung (es gibt auf dem Weg keine Einkehrmöglichkeit)
  • Wichtiger Hinweis: Vor der Tour ist stets das aktuelle Lawinenbulletin zu prüfen
Sophia Bartolomei

Sophia Bartolomei

Sophia arbeitet seit Mai 2022 als Produktmanagerin Nachhaltigkeit, Mineralwasser & Gesundheit bei der Ferienregion Engadin Samnaun Val Müstair. In ihrer Freizeit durchwandert sie am liebsten die Engadiner Bergwelt auf bekannten und weniger bekannten Pfaden.