Medienmitteilung 19.6.2023

Medienmitteilung: Forum Aua Forta 2023 Scuol – Auf zu neuen Ufern in Zeiten der Wasserknappheit

Referent*innen am Forum Aua Forta 2023 in Scuol

Wasserakteure aus dem Engadin, Val Müstair und Puschlav trafen sich am Forum Aua Forta 2023. Am 16. und 17. Juni fanden die Wassertage in Scuol bereits zum 10. Mal statt. Das Forum im Bogn Engiadina am Freitagabend mit acht Gastreferent*innen stand unter dem Motto «Wasser als touristische Attraktion mit Potential – Chancen und Risiken durch die Klimaveränderung.»

Wasserbotschafter und Graubünden-Wasser-Präsident Ernst Bromeis eröffnete das Forum mit 30 Teilnehmenden mit der sinnbildlichen Geschichte von Antoine de Saint-Exupéry: Ein Guide führt drei Mauretanier in den Savoyer Alpen an einem Wasserfall vorbei. Die drei Mauretanier bestaunen den Wasserfall und wollen nicht mehr weitergehen, «wir warten, bis es aufhört». Die drei Mauretanier können sich gar nicht vorstellen, dass der Wasserfall immer fliesst.

Wasser gibt und nimmt Leben
Die Gemeindepräsidentin von Scuol, Aita Zanetti, lobte in ihren Grussworten die Arbeit der Fundaziun Pro Terra Engiadina, welche sich seit 2015 für eine sektorenübergreifende Wasserbewirtschaftung einsetzt und damit eine Pionierrolle übernimmt. Wasser ist sowohl Lebensader und Gefahr zugleich. Den ersten magischen Moment des Abends erlebte das Publikum, als Aita Zanetti die Fabel aus Angelika Overaths «Gebrauchsanweisung für das Engadin» über die Delphine erzählte, welche vom Schwarzen Meer via Engadin – an zahlreichen Engadinerhäusern sind Sgraffiti mit Delphinen eingekratzt – ins Mittelmeer schwimmen.

Konkrete Massnahmen an Folgeveranstaltung im Herbst
Moderator Stefan Forster von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften lud die Teilnehmenden ein, im Herbst in einem Online-Workshop wieder zusammenzukommen und die Lösungsansätze weiterzuentwickeln. Das Forum Aua Forta hat sich zum Ziel gesetzt, die Wasser-Bewegung mit interessierten Teilnehmenden zu erweitern. Das Forum Aua Forta wird 2024 den Perimeter der Referent*innen von Südbünden auf ganz Graubünden ausweiten; ab 2025 werden sich Wasser-Botschafter*innen aus dem ganzen Alpenbogen im Unterengadin treffen.

Die Klimaveränderungen, wie Wasserknappheit, zwingen die Wasserakteure zu neuen Lösungen
Alle Referent*innen des Forums erleben die Veränderung des Wasserhaushaltes am eigenen Leib. Daher konnten sie den Anwesenden die Herausforderungen am jeweiligen Anwendungsbeispiel anschaulich aufzeigen. Diese Sensibilisierung stiess bei den Anwesenden einhellig auf Zuspruch und Verständnis. Der Tourismus und die touristischen Anbieter*innen können eine wichtige Rolle bei der Sensibilisierung übernehmen. Die genannten Beispiele zeigten, dass Wasserknappheit nicht erst in Zukunft, sondern bereits jetzt vorhanden ist und uns zu Anpassungen zwingt.

Bruno Abegg, Schnee- und Klimaexperte Universität St. Gallen
«Forschungsergebnisse zeigen eindrücklich, dass der Klimawandel im Alpenraum zahlreiche Risiken und Extremereignisse mit sich bringt», referierte Bruno Abegg von der Universität St. Gallen. «Aber auch einige neue Chancen, beispielsweise die ‹Bergfrische› für den alpinen Tourismus.»

Christine Levy, Geografin/Glaziologin
Glaziologin Christine Levy zeigte einen Fotovergleich des Morteratschgletschers, wie stark sich dieser in den letzten 20 Jahren zurückgezogen hat. Der Vergleich macht betroffen. Sie hat jedoch auch Positives von ihrer Arbeit zu berichten: Die Renaturierung des Inns in Bever hat sich positiv auf die Biodiversität ausgewirkt. Seit einigen Jahren können wieder seltene Arten wie Flussuferläufer oder Flussregenpfeifer beobachtet werden.

Angelika Abderhalden, Pro Terra Engiadina
Angelika Abderhalden informierte über die Arbeit der Fundaziun Pro Terra Engiadina und des UNESCO Biosphärenreservats Engiadina Val Müstair. Die integrale Sichtweise auf «Wasser nutzen», «Wasser schützen» und «Schutz vor Wasser» steht im Zentrum. Eine Studie prognostiziert, dass im Sommer 2085 die Wasser-Abflussmengen im Engadin im Vergleich zur Jahrtausendwende um bis zu 75 % zurückgehen werden, was unweigerlich zu Problemen führen wird.

Yves Schwyzer, Biosfera Val Müstair
Yves Schwyzer ist stellvertretender Geschäftsführer der Biosfera Val Müstair. Er präsentierte die Aufgaben der Biosfera, namentlich die Stärkung, Förderung und Entwicklung der gesellschaftlichen, ökologischen und wirtschaftlichen Interessen im Sinn der nachhaltigen Entwicklung. Die Biosfera handelt dabei in einem Netzwerk mit vielen Nutzergruppen. Nur ein partizipativer Prozess verspreche Erfolg, um die Bedürfnisse der unterschiedlichen Gruppen zu verstehen und Projekte umzusetzen, welche allen einen Mehrwert bieten.

Gigi Murtas, SAC Hütte Saoseo
Für den Hüttenwart der Saoseo Hütte im Val Poschiavo, Gigi Murtas, ist Wasser von zentraler Bedeutung: Der Strom wird über ein kleines Wasserkraftwerk gewonnen, doch die Abfluss- und somit die Strommenge sind stark gesunken. In diesem Jahr wird die Stromversorgung der Hütte deshalb mit Sonnenkollektoren ergänzt. Die beiden Quellen bei der Hütte lieferten bis vor einigen Jahren noch 25 bis 35 Minutenliter, im letzten Winter noch 7 l/min. Die Gäste mussten daher ihren Komfort einschränken, auch in der Küche wird Wasser gespart. Im letzten schneearmen Winter waren Skitouren kaum möglich, stattdessen konnte fast ohne Schnee zur Saoseo-Hütte spaziert werden. Das touristische Kapital der Hütte ist bedroht: Der angrenzende Saoseo-See hatte letzten Sommer fast 2/3 weniger Wasser, was teils weithergereiste Gäste enttäuschte.

Cla Mosca, Società Muos-chers Engiadina Bassa
«Die Fischbestände im Inn gingen in den letzten Jahren merklich zurück», erklärte Fliegenfischer Cla Mosca. Trotzdem bleibt das Engadin mit dem Inn und seinen Nebenflüssen ein Paradies für Fischer*innen. «Wir müssen achtsam mit dem Wasser umgehen und unser Verhalten den neuen Gegebenheiten anpassen.»

Fränzi Gisler, Geografin und Trailrunnerin
Trailrunnerin Fränzi Gisler galt mit ihrem Sport noch vor wenigen Jahren als Spinnerin. Mittlerweile hat sich Trailrunning zu einer Trendsportart entwickelt. Sie erzählte eindrücklich, wie sie Wasser auf ihren Touren als Luxus erlebt und spürt. Für sie ist es das pure Glück, die heissen Füsse nach einem Lauf in den kühlen Bergbach zu halten. Sobald man das Element Wasser fühlt und erlebt, sieht man es mit anderen Augen und trägt Sorge zum Wasser.

George Hein, Engadin Adventure
Nach Einschätzung des Geschäftsleiters von Engadin Adventure, George Hein, ist der Inn der beste Fluss der Schweiz zum Raften. Ohne Wasser funktioniert sein Geschäft jedoch nicht mehr; seine Kollegen in Norditalien mussten dies im letzten Jahr schmerzlich erleben. Er lebt und arbeitet nun seit 25 Jahren am und auf dem Inn und bemerkte einen deutlichen Rückgang des Wasserabflusses über die Zeit. Deshalb passte Engadin Adventure das Angebot an, mit kleineren Booten und sogar Rafting-Touren für Familien und Kinder ab 8 Jahren.

Ernst Bromeis, Das blaue Wunder und Graubünden-Wasser
Vor rund 15 Jahren schwamm Ernst Bromeis als Wasserbotschafter durch 200 Bergseen. Wasserknappheit in den Alpen war damals noch kein Thema. In den vergangenen trockenen Sommern erkannte man aber, dass Wasser auch in den Alpen nicht unendlich vorhanden ist. Ernst Bromeis präsidiert den Verein Graubünden-Wasser, der sich für die Wasser-Sensibilisierung in den Bereichen «Wasser und Bildung», «Wasser und Dialog» sowie «Wasser und Tourismus» engagiert.

Medienkontakte

Bernhard Aeschbacher; Co-Direktor TESSVM
Tel. +41 81 861 88 32
b.aeschbacher@samnaun.ch

Ernst Bromeis; Präsident Graubünden-Wasser
Tel. +41 79 348 74 94

kontakt@graubuendenwasser.ch

 

Absender

Dies ist eine offizielle Medienmitteilung der Tourismus Engadin Scuol Samnaun Val Müstair AG (TESSVM).
Über die TESSVM
Die TESSVM ist die touristische Marketing-Organisation für das Unterengadin, Samnaun und Val Müstair. Im Auftrag der Aktionäre fördert die TESSVM primär national sowie international die Nachfrage nach touristischen Angeboten und Leistungen. Vor Ort ist die TESSVM zusammen mit allen Akteuren für die Angebotskommunikation und Gästebetreuung in fünf politischen Gemeinden mit über 20 Ferienorten zuständig. Die Organisation mit Hauptsitz in Scuol lanciert und koordiniert gemeinsame Projekte mit regionalen Partnern und Leistungsträgern und stellt die Abstimmung mit Graubünden Ferien und Schweiz Tourismus sicher. Das Unternehmen mit einem Budget von zirka 5.5 Millionen Schweizer Franken beschäftigt rund 40 Mitarbeiter*innen in Voll- und Teilzeit, davon ein*e Praktikant*in und drei Lernende. Die Ferienregion Engadin Samnaun Val Müstair steuert mit rund 1 Million Logiernächten knapp 10 Prozent zum Bündner Logiernächtetotal bei.
Verantwortung übernehmen: CSR und dreidimensionale Nachhaltigkeit
Corporate Social Responsibility (CSR) ist der freiwillige Beitrag von Unternehmen für eine nachhaltige Entwicklung, wobei die freiwillige Selbstverpflichtung im Zentrum steht. Dabei handelt die TESSVM nach dem Prinzip der dreidimensionalen Nachhaltigkeit: Wirtschaft, Soziales und Umwelt. Die TESSVM ist ­«klimaneutral», indem sie bemüht ist, ihren Ausstoss an CO2-Emissionen zu reduzieren und die unvermeidbaren Emissionen über Klimaschutzprojekte von myclimate kompensiert. Die Einkäufe werden möglichst in der Region getätigt und Aufträge an lokale Partner vergeben. Im Unternehmen selbst fördert die TESSVM den Nachwuchs mit Lehrstellen und Praktika.
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Referent*innen am Forum Aua Forta 2023 in Scuol

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Die Referent*innen der Podiumsdiskussion am Forum Aua Forta 2023 konnten ihre Herausforderungen mit der Wasserknappheit eindrücklich darlegen.
© Dominik Täuber

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Ernst Bromeis am Forum Aua Forta 2023 in Scuol

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Ernst Bromeis, Präsident von Graubünden-Wasser, eröffnete das Forum Aua Forta 2023 und engagiert sich für die Wasser-Sensibilisierung.
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